Auch: Omarthrose
Bei einer Schulterarthrose liegen Verschleißerscheinungen am Gelenkknorpel im Schultergelenk vor. Aufgabe dieser Knorpelschicht zwischen Oberarmkopf und Gelenkpfanne ist es, für eine gleitende
und damit schmerzfreie Beweglichkeit des Schultergelenks zu sorgen. Die im Anfangsstadium noch leicht ausgeprägte Schädigung des Gelenkknorpels nimmt mit Fortschreiten der Krankheit
immer weiter zu, bis letztlich die knöchernen Gelenkflächen direkt aufeinander reiben. In Folge des Abbaus der Knorpelmasse kommt es zu einer Verkleinerung des Gelenkspalts zwischen
Oberarmkopf und Gelenkpfanne und damit in der Regel auch zu einer Verringerung des Abstands zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. Dies kann wiederum zu sekundären Beschwerden wie dem
Impingement-Syndrom führen.
Da die Schulter nicht unter der Belastung des Körpergewichts steht, wird sie im Unterschied zur Hüfte oder den Knien in der Regel weniger stark beansprucht, wodurch die Schulterarthrose seltener
auftritt, als die Arthrose an den anderen beiden Gelenkgruppen. Statistisch gesehen tritt die Erkrankung häufiger bei Männern auf, wobei in der Regel ältere Menschen betroffen sind.
Man unterscheidet zwei verschiedene Formen der Schulterarthrose, die primäre und die sekundäre. Für das Auftreten einer primären Arthrose können mehrere Faktoren - meist in Kombination -
ursächlich sein. So ist in diesen Fällen der Gelenkverschleiß häufig auf ein fortgeschrittenes Alter, eine anhaltende mechanische Überbeanspruchung (beispielsweise aus beruflichen Gründen) oder
erbliche Faktoren zurückzuführen.
Die sekundäre Form ist immer die Folge einer Verletzung oder einer anderen Vorerkrankung des Schultergelenks. So können unfallbedingte Verletzungen des Knorpels oder der knöchernen Struktur
ebenso wie rheumatische Vorerkrankungen die Ursache für eine langfristige Zerstörung des Knorpelgewebes sein.
Hauptsymptom bei einer Schulterarthrose sind Gelenkschmerzen. Die Schmerzen können im Anfangsstadium diffuser Natur sein. Oftmals klagen die Patienten in dieser Phase über sogenannte
Anlaufschmerzen am Morgen, die mit einer anfänglichen Gelenksteife einhergehen oder über Ruheschmerzen. Auch das Liegen auf der betroffenen Schulter kann unangenehm sein. Mit fortschreitendem
Abbau der Knorpelmasse treten die Beschwerden in der Regel durchgängig auf. Hinzu kommen dann auch stärker werdende Belastungsschmerzen sowie zunehmende Einschränkungen in der Beweglichkeit des
Schultergelenks. Der Beginn ist meistens eine schmerzhafte hohe Außendrehbewegung der Armes. Darüber hinaus können Beschwerden beim Anheben des Armes über 90° und bei Überkopf-Bewegungen
auftreten.
Beim Auftreten der beschriebenen Symptome sollte auf jeden Fall ein Schulterspezialist zu Rate gezogen werden. Zwar kann eine Arthrose nicht geheilt werden, aber mit der richtigen Behandlung kann das Fortschreiten der Krankheit vor allem im Anfangsstadium vermindert werden.
Als erstes wird sich der orthopädische Schulterspezialist im Rahmen einer Anamnese ein umfassendes Bild von den genauen Umständen der Beschwerden und eventuell vorliegenden Vorerkrankungen oder Verletzungen machen. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung wird dann die Beweglichkeit des Schultergelenks untersucht, um festzustellen, bei welchen Bewegungen beziehungsweise Armpositionen Schmerzen auftreten. Für eine genauere Diagnose und eine Feststellung des Ausmaßes der Schulterarthrose kommen dann in der Regel bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dabei können mit Hilfe von Röntgenaufnahmen degenerative Veränderungen der knöchernen Strukturen des Oberarmkopfes und der Gelenkpfanne, sowie eine Verkleinerung des Gelenkspaltes sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus lassen sich mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung Schädigungen des Weichteilapparates bestehend aus Sehnen, Schleimbeuteln und der Gelenkkapsel feststellen. Reichen diese Methoden nicht aus, um zu einer sichern Diagnose zu kommen, wird der Orthopäde bei Bedarf eine Magnetresonanztomographie (MRT) anordnen. Mit dieser kann eine eventuelle Schädigung der Rotatorenmanschette sichtbar gemacht werden.
Eine Schulterarthrose sollte je nach Krankheitsstadium gezielt behandelt werden. In den Frühstadien kann das Fortschreiten des Knorpelverschleißes verlangsamt und die Schmerzen gelindert werden.
Dies ist in der Regel sehr gut mit konservativen Behandlungsmethoden möglich. Hierzu gehören unter anderem die Gabe von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten sowie die Lockerung
und muskuläre Stabilisierung des betroffenen Gelenks im Rahmen einer Krankengymnastik. Eine neuere Behandlungsmaßnahme ist die Eigenbluttherapie mit plättchenreichem Plasma (PRP), bei der das
Blut des Patienten nach der Entnahme, im Labor in seine Bestandteile, wie Wachstumsfaktoren und Stammzellen, getrennt wird. Danach wird das auf diese Art konzentrierte Plasma wieder in das Gelenk
zurückgeführt. Durch diese konzentrierte Ernährung für den Knorpel soll dessen krankhafte Entzündung gestoppt und der Verschleiß vermindert werden. Der Vorteil liegt hier in der körpereigenen
Therapieform ohne Nebenwirkung. Darüber hinaus steht als weitere Möglichkeit die Verabreichung von Hyaluronsäure in das Gelenk zur Verfügung. Dabei soll die Hyaluronsäure als künstliche
Gelenkschmiere den Knorpelabrieb vermindern.
Als eine gelenkerhaltene Behandlungsmöglichkeit kann eine Schulterarthroskopie (Spiegelung des Schultergelenks) zum Einsatz kommen. Dabei wird das Schultergelenk im Rahmen eines
minimal-invasiven, arthroskopischen Eingriffs von Gelenkabrieb gereinigt. Liegen gegebenenfalls gleichzeitig weitere Probleme im Schultergelenk (z.B. ein Schulter-Engpass-Syndrom) vor, können beispielsweise entzündete Schleimbeutel entfernt oder andere mögliche knöcherne
Engpässe im selben Eingriff beseitigt werden. Auch können bei nur kleinen Defekten knorpelstimulierende Maßnahmen, wie eine Mikrofraturierung, angewendet werden. Besteht gleichzeitig ein Riss in der umgebenden Oberarmkopf-Muskulatur (Rotatorenmanschette), kann diese gleich mitversorgt werden.
Als letzte Möglichkeit kann bei schweren Fällen die Implantation einer Schulterprothese, sprich eines künstlichen Schultergelenks, sinnvoll sein. Dies kann in einer weitgehend anatomischen Form
erfolgen, bei der jeweils der Oberarmkopf und/oder die Gelenkpfanne ersetzt werden. Ist ein Teil der gelenkstabilisierenden Muskulatur gerissen oder nicht mehr vorhanden, können die
biomechanischen Gelenkverhältnisse umgekehrt werden, dann spricht man von einer inversen Prothese. Dabei bedeutet invers, dass eine künstliche Gelenkkugel an der ursprünglichen Schulterpfanne
angebracht wird und das obere Ende des Oberarms mit einer künstlichen Gelenkpfanne versehen wird.
Schmerzen? Schulter-Hotline