Rotatorenmanschettenriss


Auch: Rotatorenmanschettenruptur

Orthopäde untersucht Schulter eines älteren Patienten

Ein Riss der Rotatorenmanschette oder eine sogenannte Rotatorenmanschettenruptur ist eine Veränderung oder Verletzung der Sehnenmuskelplatte, die den Oberarmkopf umgibt, ihn stabilisiert und für die Armfunktion sowie die Schulterblatttätigkeit wichtig ist. Man unterscheidet je nach Ursache des Rotatorenmanschettendefekts eine degenerative Ruptur (Abnutzung der Rotatorenmanschette) von einer Ruptur, wie sie nach einem Unfall vorkommt.

 

Ist eine Ruptur der Rotatorenmanschette an der Schulter aufgetreten, sollte für eine gesicherte Diagnose und eine fachgerechte Entscheidung über die geeigneten Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten ein Schulterspezialist aufgesucht werden.

 

Ursache einer Rotatorenmanschettenruptur

Die Ursache einer Rotatorenmanschettenruptur ist überwiegend degenerativ, das heißt durch eine Abnutzung bedingt. Diese kann insbesondere durch ein Schulter-Engpass-Syndrom, also eine dauernde Einengung und Reizung der Sehnenplatte unterhalb des Schulterdachs, begünstigt werden. Ein solches Schulter-Engpass-Syndrom wird auch chronisch subacromiales Impingementsyndrom genannt. Durch diese chronische bzw. andauernde Einengung kann es zu Teileinrissen und fortlaufend auch zu einem kompletten Riss der Sehnenplatte kommen. Bei einer gesunden Rotatorenmanschette eines jungen Patienten bedarf es eines starken Unfalls, damit ein solcher Riss entstehen kann. Jede dieser Verletzungsformen erfordert einen individuellen Therapieplan, der von einem Schulterspezialisten gestellt werden sollte. Von den degenerativen Rotatorenmanschettenläsionen sind ca. 50% der 70-jährigen betroffen, Männer häufiger als Frauen.

 

Symptome und Beschwerden bei einer Rotatorenmanschettenruptur

Der Schulterschmerz zeigt sich oft vorne am Schulterdach und strahlt in den Oberarm aus. Weiterhin klagen Patienten häufig über einen Ruhe- bzw. Nachtschmerz. Manchmal zeigt sich auch ein Schnappen bzw. Reiben bei Bewegung, und ein Kraftverlust, der insbesondere bei Überkopfbewegungen auftritt. Zeitweise wird bei Bewegung der Schulter auch über einen stechenden, einschießenden Schmerz am Oberarm berichtet. Generell kann man sagen: Je größer der Riss bzw. die Läsion des Muskels ist, desto größer ist auch der Funktionsverlust des betroffenen Armes. Kleinere Risse der Rotatorenmanschette können auch ohne Symptome auftreten. Schlimmstenfalls kann bei einer lang bestehenden Schädigung der Rotatorenmanschette, die mit einem großen Riss einher geht, der Oberarmkopf nach oben unter das Schulterdach treten. Diese Veränderung bezeichnet man als Defekt- oder Rotator-Cuff-Arthropathie. Es besteht dann eine deutliche Bewegungseinschränkung.

 

i für Info

Der Zeitpunkt und das Ausmaß der Rotatorenmanschettenruptur haben eine wichtige Bedeutung für den weiteren Therapieverlauf. Daher sollte eine solche Verletzung von einem orthopädischen Schulterspezialisten behandelt werden.

Untersuchung

Bei einer Verletzung der Rotatorenmanschette ist die klinische, das heißt körperliche Untersuchung des Patienten, die von einem erfahrenen Schulterspezialisten durchgeführt wird, besonders wichtig. Nach einer genauen Befragung des Betroffenen über den Verlauf der Beschwerden, schließt sich eine solche Untersuchung mit verschiedenen Belastungs- und Stresstests an. Damit kann meistens schon ein klarer Hinweis auf die Art der Verletzung gewonnen werden.

 

Zusätzlich hilfreich sind eine dynamische Ultraschalluntersuchung der Schulter, eine Röntgenuntersuchung unter dem Aspekt der jeweils betroffenen Knochenanteile (und um letztendlich das Ausmaß der gesamten Rotatorenmanschettenläsion bildlich darzustellen) sowie eine kernspintomographische Untersuchung (MRT). In dieser kann das Ausmaß der Verletzung, der Anteil der betroffenen Muskel- und Sehnenplatten und der Grad der Retraktion, also das Maß dafür, inwieweit der Muskel zurückgezogen ist, sichtbar gemacht werden. Liegt hier eine deutliche Verfettung bzw. ein ausgedehnter Retraktionsgrad vor, kann es bei einer geplanten Operation schwierig sein den Originalzustand wiederherzustellen.

 

Therapiemöglichkeiten bei Rotatorenmanschettenrupturen

Generell stehen auch bei einer Rotatorenmanschettenruptur konservative und operative Therapien zur Verfügung. Diese sollten gemeinsam mit einem versierten orthopädischen Schulterspezialisten durchgesprochen werden. Allgemein kann man zu Beginn der Erkrankung mit entzündungshemmenden Medikamenten und physikalischen Therapiemaßnahmen (wie zum Beispiel Krankengymnastik) arbeiten. Dabei ist das Ziel, eine Linderung der akuten Schmerzen und den Erhlt der Bewegungsfähigkeit zu erreichen.

 

Darüber hinaus ist auch das Alter des Patienten, gegebenenfalls vorhandene schwerwiegende Erkrankungen und insbesondere der Bewegungswunsch bzw. der Wunsch nach sportlicher Betätigung oder der Erhalt der Arbeitsfähigkeit von Bedeutung. Generell kann gesagt werden, dass bei einer unfallbedingten Läsion oder bei jüngeren Patienten dringend eine Operation anzuraten ist. Diese sollte dann möglichst zeitnah erfolgen.

 

Operative Therapie bei Rotatorenmanschettenruptur

Wird nach sorgfältiger Abwägung aller oben geschilderten Therapieformen eine Operation durch einen Schulterspezialisten empfohlen, sollte diese früh bzw. in den ersten 6 Monaten nach Auftritt der Beschwerden erfolgen. Zusätzlich sollten bei dieser Operation auch die möglichen Schulterengpass-Problematiken angegangen werden. Als Behandlungsziel der operativen Behandlung ist das Wiederherstellen der Muskel-Sehnen-Platte mit guter Beweglichkeit und Kraft, als auch Schmerzfreiheit zu setzen. Dies hängt jedoch maßgeblich von der Größe und Mobilisierbarkeit des Rotatorenmanschettendefekts ab.

 

Operationstechnik

In der Regel wird die Rotatorenmanschettenruptur heute mit der Schlüsselloch-Methode, das heißt einem arthroskopischen Verfahren operiert. Vor Beginn des Eingriffs muss das Ausmaß bzw. die Rissform genau diagnostiziert werden. Das kann erreicht werden, indem verschiedene kleine Stichinzisionen mit Hilfe des Arbeitswerkzeugs vorgenommen werden und eine Kamera-Video-Einheit zum Einsatz kommt. Im Rahmen einer solchen Arthroskopie (Gelenkspiegelung) werden in der Regel auch die möglichen Einengungen des Subacromialraumes angegangen. Zum Beispiel kann dabei ein Knochensporn abgeschliffen werden.

 

Danach muss, wenn die Muskulatur möglichst spannungsfrei an den knöchernen Ursprung gebracht werden kann, entschieden werden, welche Art der Befestigung zu wählen ist. Manchmal kann auch eine sehr stark zurückgezogene Muskel-Sehnen-Platte vorliegen, bei der ein Teil nicht erfolgversprechend refixiert werden kann. Hier sollte dann das Ziel sein, den vorhandenen Riss zu verkleinern. Diese Art der Operation kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden, sollte aber durch einen versierten Schulterspezialisten erfolgen.

 

Nachbehandlung einer Operation bei einer Rotatorenmanschettenruptur

Ist eine Refixation bzw. Naht der Rotatorenmanschette durchgeführt worden, ist es notwendig, den Arm nach der Operation für sechs Wochen in einer Schulterschlinge zu tragen. Dadurch können nur kleine, aktive Bewegungen durchgeführt werden. Je nach Nachbehandlungszeitraum wird anschließend eine krankengymnastische Übungstherapie zur weiteren Mobilisierung und Kräftigung der Schulter durchgeführt. Insgesamt ist diese Nachbehandlung sehr aufwändig und zeitintensiv und zieht sich über mindestens sechs Monate hin. Es können aber beispielsweise Büroarbeiten schon relativ früh nach Beendigung der Schlingentherapie wieder aufgenommen werden.

 

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